Nebst den offiziellen vier Sprachen existieren in der Schweiz auch zahlreiche Dialekte. Zu den exotischeren gehört zweifellos das Walliser Idiom.
Experte Rolf Zenklusen – selbstverständlich Muttersprachler – hat sich umgehört und einige Muster für uns «Üsserschwiizer» zusammengestellt.
«Häsch kei Musil?», fragt der Sitznachbar im Bus vorwurfsvoll. «Wie bitte? Können Sie das übersetzen?», kommt postwendend die Antwort. Der Sitznachbar fährt sich demonstrativ mit der Hand über den Mund, und langsam dämmert es: Kritisiert wird die fehlende Mund-Nasen-Bedeckung. Im Walliser Wörterbuch wird das Wort Musil (auch Musol) zwar mit Maulkorb übersetzt, was aber ein richtiger Walliser ist, bezeichnet in der Pandemie die Maske als Musil, unverständlich für den Rest der Welt.
Die Sprache dieser oft eigenartigen Bergler, die, wie böse Zungen sagen, an einer Halskrankheit leiden, treibt viele andere exotische Blüten – so etwa: «Bisch du hittu uf d Hittu gangu?» In mündlicher Form nicht gerade ein Zungenbrecher, aber doch nicht auf Anhieb verständlich. Gemeint ist: «Bist du heute auf die Hütte gegangen?» Aber: Während ein Leuker Hittu und du sagt, heisst es Hitta und dü für einen Briger oder einen Visper. Noch Fragen?
Die Anwendung der schweizweit berühmten Wörter embri (runter) und embrüf (rauf) lässt sich noch einigermassen nachvollziehen. Schwieriger wird es, wenn man emapfa (runter) kommt, was aber nur geht, wenn man kurz vorher oben war. Und emüf (rauf) kann man auch nur gehen, wenn man kurz vorher unten war. Je nachdem, wo der wohnt, der oben ist, kommt er auch embricha (runter) – oder umacha (runter) –, wenn es ein Lötschentaler ist.
Je nach Region heisst die kleine Eidechse Lüscheterli oder Lattüechji. Und das Wort Tampa hat zwar mit Frauen zu tun, aber nichts mit einem Wattebausch, der Flüssigkeiten aufsaugt. Tampa ist ein Schimpfname (etwa: eine blöde Kuh), das entsprechende männliche Wort wäre dann der Nool (etwa: ein Narr).
Der Journalist Rolf Zenklusen wohnt seit 30 Jahren in Basel und pflegt seinen Walliser Dialekt immer noch mit viel Hingabe.
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